Heute teilte die Pflegekammer Niedersachsen mit, dass in den nächsten 15 Jahren 40% der Pflegekräfte in Niedersachsen den Arbeitsmarkt altersbedingt verlassen werden. [1] Die PIRATEN Niedersachsen fordern daher wirksame Maßnahmen, wenigstens einen diesbezüglichen Pflegenotstand zu verhindern.
“Bei den wenigen Anreizen, die in der Vergangenheit für die Jugend geschaffen wurden, diesen verantwortungsvollen Beruf zu ergreifen, kein Wunder. Dass erst seit 1.1.2020 bundesweite Schulgeldfreiheit für Pflegeberufe besteht [2], macht sich halt bitter bemerkbar. Die vielfach allgemein katastrophalen Arbeitsbedingungen tun dann ihr übriges. So kann man einen sich abzeichnenden Pflegenotstand in einer stetig älter und pflegebedürftiger werdenden Gesellschaft durchaus als selbstgemacht bezeichnen,” kritisiert Thomas Ganskow [3], Vorsitzender der PIRATEN Niedersachsen und deren Spitzenkandidat zur Bundestagswahl [4], die Situation. “Man könnte nun sagen, das ist der Entwicklung in der Bevölkerungspyramide [5] geschuldet. Aber das ist zu kurz gedacht. Denn der Anteil der Frauen, die zu über 85 % die Beschäftigten in der Pflege stellen, beträgt rund 10,5 % an der Gesamtbevölkerung in der Altersgruppe von 50 – 65 Jahren, also denen, die in die Gruppe derer fallen, die in den nächsten 15 Jahren in Rente gehen. Demgegenüber stehen 8 % in der Klasse von 20 – 35 Jahren. Sie stellen lediglich 25% der Pflegebeschäftigten.
Es zeigt sich also ein deutliches Nachwuchsproblem, was bei der physischen und psychischen Belastung einerseits, aber auch der unangemessen geringen Entlohnung andererseits nicht verwunderlich ist. Wobei die Bezahlung ja durchaus der Tatsache geschuldet sein kann, dass man in inner- und außereuropäischen Gefilden [6] [7] nach Fachpersonal fischt, was dann in der dortigen Versorgung fehlt. Und für das die hiesige Bezahlung immer noch mehr ist, als was sie zuhause bekommen. Das typische Verhalten des globalen Nordens bei seinen Raubzügen im globalen Süden.
Wenn man dann noch eine 60-Stunden-Woche als Notfallmaßnahme für die Corona-Zeit einführt [8], ist das nur noch mehr ein Tropfen, der für manche Beschäftigte das Fass zum Überlaufen bringt. Dann folgt der “Pflexit” und wieder steigt die Belastung für die Verbliebenen. Man kann es als selbsterfüllende Prophezeiung bezeichnen, in die einmal mehr sehenden Auges hinein marschiert wird.”
Die Piratenpartei hat ein umfangreiches Pflegekonzept verabschiedet, was Besserung ermöglicht [9]. Hierzu Uwe Kopec, Pflegefachkraft und ebenfalls Kandidat zur Bundestagswahl 2021 mit dem Spezialgebiet Pflege- und Gesundheitspolitik:
“Die Würde des Menschen ist unantastbar. Für Pflegebedürftige, private Pflegepersonen und berufliche Pflegekräfte scheint der Artikel 1 des Grundgesetzes aber nicht zu gelten. Wer heute pflegebedürftig ist oder Menschen pflegt, findet sich in einem kranken System wieder, bei dem – wieder einmal – die Wirtschaftsinteressen einen höheren Stellenwert genießen, als die Interessen der Patienten und Pflegekräfte.
Wir sehen die Notwendigkeit, die Qualität in der Pflege durch adäquate Ausbildung zur erhöhen. Auch müssen Pflegeabschlüsse deutlich mehr gefördert werden, wie es im Europäischen Umland längst üblich ist. Mit Maßnahmen zur Vermeidung von Abrechnungsbetrug wollen wir Schönrechnerei zu Lasten von Personal und Gesellschaft erschweren und letztendlich verhindern. Wichtig ist auch endlich ein wissenschaftlich fundierter Personalschlüssel und die adäquate soziale Absicherung von privaten Pflegepersonen, was die stationäre Pflege entlasten würde. Denn alle bislang bestehenden Regeln und Aktivitäten sind dazu nicht ausreichend.”
Quellen:
[2] https://www.bundestag.de/resource/blob/579864/a0cd5bf9023c46175e4aeee276b55685/WD-9-077-18-pdf-data.pdf Seite 4
[3] https://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Thomas_Ganskow
[4] https://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2021/Landesliste_NDS
[5] https://www.populationpyramid.net/de/deutschland/2020/
[6] https://www.dw.com/de/balkan-soll-beim-deutschen-pflegenotstand-helfen/a-46528566
source https://piraten-nds.de/2021/01/29/pflegenotstand-nein-danke/